Die Schlagregenaufnahme der Fassade ist bei der Anbringung von Innendämmungen in Bestandsgebäuden die bestimmende Eigenschaft. Jedoch ist die Beurteilung gerade von Bestandsgebäuden bezüglich des Schutzes gegen Schlagregen besonders schwierig.
- Einleitung
Die Beurteilung der Schlagregenaufnahme erfolgt heute üblicherweise mit Hilfe des Wasseraufnahmekoeffizienten der Fassade. Die Lehrmeinung ist: Je geringer die Wasseraufnahme desto besser der Schlagregenschutz. Genauere Untersuchungen zeigen jedoch, dass dieser Lehrsatz nicht so aufrechterhalten werden kann.
- Erhöhte Abtrocknung durch Kapillarität an der Oberfläche
Zahlreiche Analysen zeigen, dass eine Schutzschicht an der Oberfläche (Beschichtung, Hydrphobierung, Oberputz) mit geringem kapillaren Wassertransport die Konstruktion sicher vor Schlagregen schützen kann. Das Regenwasser kann nicht in diese Schicht eindringen und läuft ab.
In der gezeigten Abbildung ist der Wassergehalt im Wandbildner in Abhängigkeit der kapillaren Wasseraufnahme (w-Wert) der ersten Schicht (3 mm) gezeigt. Ein w-Wert von 0,5 kg/(m2h0,5) (gelbe Linie) entspricht der heutigen Anforderungen für Oberflächensysteme nach DIN 4108-3. Eine Reduzierung des w-Wert auf 0,1 kg/(m2h0,5) führt zu einer deutlichen Verringerung der Wassergehalte in der Wand (grüne Linie). Eine Erhöhung des w-Wert auf 1,0 kg/(m2h0,5) bedeutet, dass äußere Bereiche des Wandbildners längere Zeit mit Flüssigwasser beaufschlagt sind (Wassergehalte größer als u95, rote Linie). Eine weitere Erhöhung führt jedoch nicht zu einer weiteren Erhöhung Wassergehalte, sondern reduzieren die Wassergehalte in der Außenwand.
Erklärung für diese „eigenartige Verhalten“ ist die Verlängerung des ersten Trocknungsabschnitts: Solange flüssiges Wasser direkt bis zur Oberfläche geführt wird, stellen sich die größten Abtrocknungsgeschwindigkeiten ein, da lediglich Oberflächenwiderstände überwunden werden müssen. Kapillaraktive Oberflächen bewirken, dass flüssiges Wasser über einen längeren Zeitraum bis zur Oberfläche nachgeführt werden können. Ein hoher w-Wert der Fassade bedeutet also nicht ausschließlich höhere Wassergehalte, sondern auch ein besseres, effektives Abtrocknen der Fassade.
Dieses Schutzprinzip „Optimierung der Abtrocknung) ist in der Fachwelt kaum bekannt, jedoch oftmals bei bestehenden Gebäuden angewandt. Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen Der Schlagregenschutz trotz teilweise erschreckend hoher Wasseraufnahme der Fassade seit Jahrhunderten funktioniert.
- Weitere Informationen
Weitere und genauere Informationen können den Veröffentlichungen entnommen werden:
A. Worch:
Ist eine Begrenzung des w-Wertes der Fassade immer notwendig? In: Bausubstanz 12 (2021), Heft 6, Seiten 38 – 43, Fraunhofer IRB Verlag Stuttgart
A. Worch:
Schlagregensicherheit durch hohe Kapillarität? In Tagungsband „Bauphysiktage Kaiserslautern 2022“, Kaiserslautern 2022