Der klassische Ansatz – geprägt von den Vorstellungen im Glaser-Verfahren – möchte die Wasserdampfdiffusion und damit die mögliche Tauwasserbildung durch eine diffusionsbremsende (0,5 m < sd ≤ 10 m) oder eine diffusionshemmende Schicht (10 m < sd ≤ 100 m) auf ein akzeptables Maß reduzieren.
- Funktionsprinzip
Das Schutzprinzip eines kondensatbegrenzenden Innendämmsystems basiert auf dem klassischen Glaserverfahren. Diese Nachweismethodik prägt seit langem die deutsche Bauphysik und ist seit mehr als 60 Jahren Bestandteil der Norm. Mit dem Verfahren kann grafisch sehr schnell und einfach der notwendige Diffusionswiderstand abgeschätzt werden, der notwendig ist, damit die Tauwassermenge gewisse Grenzen nicht überschreitet. Man möchte mit diesem Schutzprinzip die Wasserdampfdiffusion also nicht gänzlich vermeiden, sondern auf ein tolerierbares Maß reduzieren, so dass sicher von einer Schadensfreiheit ausgegangen werden kann.
Die Begrenzung der Massenstromdichte wird entweder in Form von Dampfbremsen oder aber durch den Dämmstoff selber hergestellt. Klassische Vertreter sind hier Vorsatzschalen mit Mineralwoll-Dämmung in Kombination mit einer Dampfbremse oder kaschierte Dämmplatten beispielsweise auf EPS-Basis.
- Vorteile kondensatbegrenzender Systeme
Kondensatbegrenzende Innendämmsysteme weisen in aller Regel einen so hohen Diffusionswiderstand auf, dass sie problemlos auf allen Untergründen angebracht werden können. Generell besteht weiterhin ein eingeschränktes Abtrocknungspotential nach innen. Damit geht im Vergleich zu dampfdichten Systemen eine höhere Toleranz gegen zusätzlichen Feuchtequellen und Verarbeitungsungenauigkeiten einher, gleichzeitig bestehen keine Anforderungen an die Diffusionseigenschaften der inneren Oberfläche. Der Nutzer kann die Oberfläche frei gestalten.
Insbesondere bei der Verwendung einer feuchteadaptiven Dampfbremse
- im Winter trockene Innenluft = hoher Diffusionswiderstand und damit nur geringe Wasserdampftransporte in die Konstruktion
- im Sommer feuchte Innenluft = sehr geringer Diffusionswiderstand und damit hohes Abtrocknungspotential gerade in der Zeit höherer Schlagregenbeanspruchung
sind saisonale Abtrocknungspotentiale effektiv nutzbar. Werden solche Dämmsysteme auf Mauerwerke mit der Fähigkeit der Wasserdampfspeicherung angebracht, so führt die Verwendung einer feuchtevariablen Dampfbremse zu einem sicheren System, da während der Winterzeit eingedrungenes Wasser während der Sommerperiode ohne Widerstand nach innen (und nach außen) wieder abtrocknen kann.
Die Anbringung einer Vorsatzschale bringt einerseits energetische Vorteile, sie kann andererseits auch zu Verbesserungen der akustischen Situation führen. Gerade bei der Verdichtung des urbanen Lebensraums und steigender Komfortansprüche ist die Verbesserung des Schallschutzes gegen den Außenlärm ein bedenkenswertes Kriterium.
- Nachteile kondensatbegrenzender Systeme
Analog wie bei diffusionsdichten Innendämmungen ist bei kondensatbegrenzenden Innendämmsystemen die sorgfältige und schadensfreie Montage zwingend erforderlich. Insbesondere können bei Vorsatzschalen oder unvollständiger Verklebung von Dämmplatten konvektive Lufttransporte getrieben durch Temperaturdifferenzen erfolgen. Dieser hohe zusätzliche Eintrag feuchtwarmer Innenraumluft in kältere Bereiche muss vermieden werden, die Luftdichtigkeitsebene sollte sauber definiert sein und auch während der Nutzung unbeschädigt bleiben.
Durch die prinzipiell vorhandene Abtrocknungsfähigkeit auch zur Innenseite sind kondensatbegrenzende Systeme nicht ganz so empfindlich gegenüber Beschädigungen der diffusionsbremsenden Schicht wie beispielsweise kondensatverhindernde Systeme, bei denen in aller Regel keine Abtrocknung nach innen erfolgen kann. Trotzdem ist auch hier die Beurteilung des vorhandenen Schlagregenschutzes für dieses Schutzprinzip wichtig. Beschädigungen der diffusionsbremsenden Schicht sollten auf Dauer vermieden werden.
- Quintessenz
Kondensatbegrenzende Innendämmsysteme sind oft verwendete Standardlösungen wie beispielsweise Vorsatzschalen oder kaschierte Dämmplatten. Sie lassen dem Nutzer freie Wahl der Oberflächengestaltung, bieten ggf. zusätzlichen Schallschutz, verlangen jedoch eine sorgfältige Anbringung und gründliche Untersuchung des vorhandenen Schlagregenschutzes.